Der Glücksspielkonzern Flutter Entertainment hat angekündigt, 57 Paddy Power Wettbüros in Großbritannien und Irland zu schließen. Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund steigender Betriebskosten, regulatorischer Veränderungen und einer sich wandelnden Kundenlandschaft. Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind von den Maßnahmen betroffen – darunter Standorte in England, Nordirland und der Republik Irland.
Das Unternehmen betont, dass der stationäre Bereich weiterhin eine wichtige Rolle im Gesamtgeschäft spielen werde. Gleichzeitig soll die Modernisierung des Filialnetzes vorangetrieben werden, um sich stärker auf digitale Trends und veränderte Spielgewohnheiten der Kunden auszurichten. Wo möglich, will Flutter betroffene Beschäftigte in andere Geschäftsbereiche versetzen, auch wenn Stellenstreichungen unvermeidbar bleiben dürften.
Mögliche Welle weiterer Schließungen im britischen Wettsektor
Die Entscheidung von Flutter könnte Signalwirkung für die gesamte Branche haben. Mehrere große Anbieter – darunter Evoke (William Hill) und Entain (Ladbrokes) – prüfen derzeit ihre stationären Strategien, um auf steigende Steuerlasten und sinkende Margen zu reagieren.
Eine interne Studie bei Evoke deutet darauf hin, dass bis zu 15 Prozent der Filialen geschlossen werden könnten, sollte die britische Regierung ihre Steuerpolitik verschärfen. Auch Entain erwägt Anpassungen im Netz seiner Wettbüros, um Kosten zu senken und die Rentabilität zu verbessern.
Unternehmen | Geschätzte Anzahl betroffener Filialen | Hauptgrund |
---|---|---|
Evoke (William Hill) | 120–200 | Potenzielle Steuererhöhungen |
Entain (Ladbrokes) | Noch unbestimmt | Kostensenkung und Effizienzsteigerung |
Diese Entwicklungen deuten auf eine Konsolidierungsphase im britischen Wettmarkt hin. Während Online-Wetten und mobile Angebote stark wachsen, verlieren physische Standorte zunehmend an Bedeutung – insbesondere in ländlichen Regionen mit geringer Kundenfrequenz.
Steuerpläne der Regierung sorgen für Unsicherheit
Ein zentraler Faktor hinter den aktuellen Strukturveränderungen ist die geplante Neugestaltung der Glücksspielsteuer in Großbritannien. Die Regierung will im kommenden Haushaltsplan am 26. November ein überarbeitetes Steuermodell vorstellen.
Bislang unterliegen Online-Anbieter einem dreistufigen Steuersystem, das je nach Umsatzhöhe variiert. Diskutiert wird nun die Einführung eines einheitlichen Steuersatzes, der die Verwaltung vereinfachen, aber gleichzeitig die Belastung vieler Betreiber erhöhen würde. Branchenvertreter warnen, dass ein solcher Schritt insbesondere kleinere Anbieter treffen und die stationären Geschäfte zusätzlich unter Druck setzen könnte.
Aktuelles System | Vorgeschlagenes Modell |
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Drei Steuerstufen | Einheitlicher Steuersatz |
Zusätzlich gilt seit dem 6. April 2025 eine neue gesetzliche Abgabe, die weitere finanzielle Belastungen für Glücksspielunternehmen mit sich bringt. Diese Kombination aus steigendem Kostendruck und regulatorischer Unsicherheit zwingt viele Marktteilnehmer, ihre langfristigen Strategien neu zu bewerten.
Zwischen Digitalisierung und Standortstrategie
Die Entscheidung von Flutter Entertainment zeigt, dass der Wettmarkt in Großbritannien und Irland an einem Wendepunkt steht. Während der Online-Sektor dynamisch wächst, wird das physische Filialgeschäft zunehmend rationalisiert.
Flutter sieht die Schließungen als Teil einer strategischen Neuausrichtung, bei der Ressourcen gezielt in digitale Plattformen, Kundenerlebnis und Innovation fließen sollen. Der Konzern betont, dass Filialen auch künftig ein wichtiger Bestandteil des Omnichannel-Modells bleiben, allerdings in optimierter und moderner Form – mit stärkerem Fokus auf Service, Selbstbedienungsangebote und vernetztes Spielen.
Ein Markt im Umbruch
Die kommenden Monate dürften entscheidend sein für die Zukunft des britischen Wettmarkts. Die geplante Steuerreform, kombiniert mit dem zunehmenden Online-Wettbewerb, könnte zu einer weiteren Marktbereinigung führen. Branchenkenner erwarten, dass sich die Zahl der stationären Wettbüros in den nächsten Jahren deutlich verringern wird – zugunsten digitaler Angebote mit geringeren Fixkosten.
Damit setzt sich ein Trend fort, der schon seit der Pandemie sichtbar ist: Der Wettmarkt wandelt sich vom physischen zum digitalen Ökosystem, in dem Effizienz, Technologie und Regulierung den Takt vorgeben. Flutter steht mit seinen Schließungen sinnbildlich für diesen Wandel – und für den Versuch, sich frühzeitig auf die neuen Spielregeln der Branche einzustellen.